Ein Branchenbericht über die vergangenge UBS Traders Night in Zürich. Eine für den Schweizer Markt einmalige Kombination von Live-Trading und Ausbildung zu Strukturierten Produkten mit nur wenigen Abstrichen.
Es war der 12.12.12 als ich an einem bitterkalten Abend auf den Weg zur UBS Traders Night im Hyatt mache. Es ist bereits der zweite Anlass dieser Art, der erste fand am 8.November statt und war vollständig ausgebucht. Im Vorfeld wurde der Anlass folgendermassen angepriesen:
„Sie Sind am Zuge: Wollen Sie die Geheimnisse möglichst erfolgreichen Tradings erfahren?
Dann sollten Sie sich die nächste UBS Trader’s Night nicht entgehen lassen, welche UBS mit den namhaften Partnern GodmodeTrader.ch, Swissquote und finanzen.ch als exklusives Live Trading Event veranstaltet. Hier haben Sie die äusserst seltene Gelegenheit, professionellen Tradern und Spezialisten bei ihrer tagtäglichen Arbeit mit UBS Hebelprodukten über die Schulter zu schauen.“
Das tönt vielversprechend und ich habe hohe Erwartungen. Obwohl ich etwas zu früh bin, entschliesse ich mich aufgrund der tiefen Temperaturen einzutreten. Ich kenne die Location gut, weil ich im Hyatt schon mehrmals selber Vorträge gehalten habe, aber rund 25 Minuten vor einem Anlass bereits so viele Besucher anzutreffen, erstaunt mich. Beim Empfangs-Apéro werden fleissig Getränke serviert und ich erkenne schmunzelnd einige Event-Hoppers. Ich denke mir, dass dies wohl doch nur ein weiterer Verkaufsvortrag werden wird. Was dann aber folgt überrascht mich.
Eines vorweg an die Organisatoren: Gratulation, genial gemacht!
Als nach einer halben Stunde die Pforten geöffnet werden, staune ich nicht schlecht, dass die gesamten Hyatt-Vortragsäle gemietet wurden und die Trennwände hochgefahren sind. Es sind gefühlt einige hundert Besucher die im Saal die Plätze einnehmen. Das Publikum ist buntgemischt. Klar sind einige Bekannte aus der Branche vor Ort, zudem wie üblich viele Rentner aber auch einige junge Banker im Anzug. Die Männerquote ist noch grösser als sonst – ich zähle keine zwei Prozent Besucherinnen.
Der Saal kommt überraschend daher. In der Mitte ist eine etwas abgehobene Bühne mit vier grossen Tischen aufgestellt, links und rechts davon sind die Sitzplätze positioniert. Entweder blickt man direkt zum Trader Pult Stefan Meichtry von Swissquote in der Rolle des Brokers und dem jungen Trader Jakob Penndorf von Godmode-Trader oder zum Pult mit Harald Weygand, Leiter Trading von GodmodeTrader, und Patrick Stettler, Head Public Distribution UBS Schweiz. Alle haben stehend Position an ihren Laptops bezogen und sind zu meiner Freude kravattenfrei. Moderator Volker Strohm, Chefredaktor Online Wirtschaftsmedien bei Axel Springer Schweiz, begrüsst die Zuschauer und stellt alle Beteiligten vor. Zu meiner Überraschung gibt es noch einen sechsten Mann, den Verhaltenspsychologen Norman Welz in Diensten von Godmode Trader. Gelungener könnte die Kombination nicht sein.
Jedes Trader-Pult ist mit einem grossen roten Buzzer ausgestattet und die Bildschirme der Trader werden auf vier Leinwänden übertragen. Einleitend wird die Newslage den Zuschauern erklärt: Es ist Mittagszeit in den USA und um 20 Uhr Schweizer Ortszeit wird die Bernanke Rede erwartet. Pech gehabt, denke ich mir, gar kein Trader Markt, beziehungsweise alle in abwartender Position für die angekündigte Trading-Dauer der Veranstaltung von 18.30 bis 20.00h.
Ein roter Buzzer: Nun wird gehandelt
Im Vorfeld sind die Trader schon zwei Postionen eingegangen: Weygand hat sich mit Cisco Long positioniert und der Prop-Trader Panndorf ist im DAX Short gegangen. Gehandelt wird hier ausschliesslich mit Swiss Dots Produkten der UBS und nur mit Knock Out Warrants – ein cleverer Schachzug der Organisatoren. Swiss Dots Produkte können nach 1715h gehandelt werden und eignen sich dadurch sehr gut für die US-Märkte.
Dem Publikum wird erklärt, dass immer kleine Trading-Positionen von 0.5 bis maximal 1% des zur Verfügung stehenden Echtgeld Kapitals eingegangen werden. Mitten in der Einführung ertönt schon das erste Signal. Weygand scherzt, er wolle nur mal den coolen Buzzer ausprobieren, geht dann aber doch Dow Jones Long aufgrund charttechnischer Signale. Stettler sucht das passend Produkt im UBS Keyinvest mit einem Knock Out welcher identisch mit dem charttechnischen Stop Loss ist. Swissquote‘s Meichtry kauft das Produkt via Swiss Dots und demonstriert somit den Quote-Request und gibt erste Einblicke in die Plattform für die Zuschauer.
Interaktiver geht’s kaum!
Stettler will mit der Erklärung der UBS Produkte weiterfahren, als nach einigen Minuten zu meiner Freude erneut der Buzzer ertönt. Proptrader Penndorf will seine eingegangen Short DAX Position mittels Stop Loss absichern, da der DAX für ihn in die falsche Richtung läuft. Ob das geplant war, weiss ich nicht, ist aber aus Marketing technischer Sicht äusserst clever, da Stop Loss Aufträge auf Bid/Ask nur bei OTC-Produkten funktionieren und nicht via Scoach Produkte. Leider tun sich dann aber der Trader und Meichtry etwas schwer im Ausrechnen der Stop Loss Marke und es wird klar, Penndorf handelt normalerweise nicht über Swissquote. Stettler hilft dann beim Ausrechnen und der Order wird erfolgreich platziert. Gekonnt wird zwischen den Bildschirmen geswitcht, so dass der Zuschauer sowohl die Kurse der Tradingpositionen als auch die Charttechnikbilder von den Screens der Trader verfolgen kann.
Nun kommt der Börsenpsychologe Walz zum Zuge, der sehr kompetent die Notwendigkeit des Absicherns erklärt und aufzeigt, dass dies leider allzu oft nicht gemacht wird (Loss Aversion). Danach erklären Weygand und Penndorf Positions- und Day Trading, wobei sich der Psychologe immer wieder geschickt einbringt, bevor sie erneut unterbrochen werden. Penndorf will Apple Short gehen und erklärt dies mittels Charttechnik. Stettler sucht das Produkt zügig aus und erwischt ausgerechnet neu emittierte Turbos, welche noch nicht bei Swissquote aufgesetzt sind. Schlussendlich findet man nach drei Anläufen dann doch noch ein passendes Produkt, welches auch gehandelt werden kann.
Stettler erklärt Funktionsweise und Verhalten von Knock Out Produkten und wie Market Maker diese absichern müssen. Übrigens hat die UBS extra fünf Market Maker aufgeboten, die nach der Veranstaltung dem Publikum Rede und Antwort standen.
Meichtry unterbricht, weil der Stop Loss von Penndorf ausgelöst wurde, da der DAX weiterhin stärker notiert. Meichtry betont, dass Stop Loss bei Swiss Dots funktionieren und leitet geschickt über auf die Vorteile der Swiss Dots Plattform. Allerdings muss man sagen, dass für diejenigen die SwissDots noch nicht kannten, die Präsentation wohl zu kurz war, aber egal um das soll es auch nicht gehen, Hauptsache bei den Besuchern bleibt Swiss Dots irgendwie in den Köpfen hängen.
Einmalige Kombination von Trading und Ausbildung
Auch die charttechnischen Erklärungen werden die meisten Zuschauer wohl überfordert haben, aber man soll schliesslich auch mal was Neues lernen. Zu betonen ist auch Folgendes: Dies war der erste Marketing-Effort von UBS zu Swiss Dots. Bisher hatte einzig Goldman Sachs, der andere Swiss Dots Partner, öffentlich für die Produkte Werbung gemacht.
Norman Welz erklärt irrationales Handeln basierend auf Emotionen wie Angst. Leider bringt er dann aber als Beispiel für ewiges Halten und Verlustaversion augerechnet Deutsche Telekom. Kleiner Ratschlag für nächstes Mal: bei Schweizer Publikum unbedingt ein eidgenössische Aktie nehmen, obwohl er UBS schlecht hätte bringen können ;-). Er geht weiter auch auf Disziplin und Persönlichkeit beim Trading ein und überrascht allgemein mit seiner sehr unterhaltsamen Vortragsweise.
Da der Markt sehr ruhig war und die Trader leider wenig neue Positionen eingehen konnten, wird zu Ende gar das Publikum zum Handel aufgefordert. Von den zurückhaltenden Zuschauern kommt aber kein Input. Abschliessend wird doch noch eine Frage an den Psychologen Welz gestellt: Kann Trading süchtig machen?
Die Kombination von Trading-Action und Ausbildung war einmalig für den Schweizer Markt und die 90 Minuten verliefen wie im Fluge. Die coolen Trader faszinierten, am nervösesten war wohl der souveräne Moderator Volker Strohm, was er gleich selber anmerkte. Er wäre wohl kein guter Trader, meinte er lachend. Sehr sympathisch kamen alle Akteure rüber, auch dank den kleinen Fehlern.
Der Anlass kam für meinen Geschmack aufgrund der deutschen Mannschaft rund um Godmode zwischendurch zwar etwas zu wenig schweizerisch rüber. Es wurden oft Euro-Beispiele und deutsche Bezeichnungen verwendet. Tipp für künftige Vorträge: In der Schweiz sprechen wir von Strukturierten Produkten und nicht von Zertifikaten und Optionsscheine werden bei uns Warrants genannt. Ansonsten war Godmode sehr souverän und hat sich somit auch für den Schweizer Markt ausgezeichnet positioniert.
Abschliessend standen in der Lounge die UBS und Swissquote für Fragen bereit, während die Godmode-Trader gar im kleineren Rahmen bis 22 Uhr im Saal weiterhandelten.
Community: Nun ist die UBS am Zuge
Alles in Allem war dies eine wirklich sehr gelungen Veranstaltung mit jeweils rund 300 Teilnehmern. Nochmals ein grosses Lob an die Veranstalter, welche meiner Meinung einen super Job gemacht und damit ein neues Format für die Schweiz etabliert haben. Wie nun aber weiter?
Es ist offensichtlich, dass dies nicht die letzte Veranstaltung in diesem Stile gewesen sein kann. Da die UBS wohl nicht immer die teuren Hyatt-Räumlichkeiten mieten kann, wären Webinare eine günstige Alternative. Auch eine Idee wäre, den Anlass in kleinerem Format über Mittag durchzuführen, da dann Schweizer und Deutsche Aktien live gehandelt werden könnten. Absolut geeignet wäre diese Format auch zur Bildung einer Community z.B. über eine Page in den Sozialen Netzwerken wie Facebook.
Leider bietet die UBS auf der Homepage www.ubs.com/tradersnight keine Möglichkeit eine E-mail zu hinterlassen, so dass man automatisch über künftige Events informiert werden könnte. Aber die Bank hat wohl schon genügend Adressen, da auch der zweite Anlass restlos ausverkauft war und nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden konnten. (Hier noch ein letzter Tipp: dann sollte auch die am 30.12 immer noch aktive Google Adwords Kampagne eingestellt werden.) Die rund 700 Adressen aus dem Anlass wurden übrigens von Godmode Trader schon genutzt, welche den Teilnehmern kurz nach der Veranstaltung eine dezente Werbemail geschickt haben.
Nun ist auch die UBS am Zuge. Ich bin gespannt, wie es mit dieser erfolgreichen Serie weitergeht und ob es der UBS gelingt, eine Community aufzubauen. Die Gelegenheit war nie besser.
Bilder zur Veranstaltung gibt es hier
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Ausschnitt aus dem Cash-Interview vom 15.03.13:
Erfolgreich habe sich auch die Handelsplattform für strukturierte Produkte „Swiss Dots“ entwickelt. „Seit dem Start im Mai 2012 haben wir im Schweizer Markt für Hebelprodukte bereits einen Marktanteil von 16,6% erreicht. Damit generieren wir 1% unserer rund 52 Mio CHF an Kommissionseinnahmen“, so der Swissquote CEO im Interview mit der Handelszeitung weiter.
–> das heisst mit 16% Marktanteil wird nur 500’000.00 verdient? Dann wird das Geschäft wohl bald eingestellt oder es muss massiv mehr Volumen her.
Hallo Frau Weber
besten Dank für ihren Kommentar. Sehr spannende Aussage im Handelseitung Interview. ich habe dadurch gleich einen Blog-Beitrag gemacht,http://www.finanzprodukt.ch/strukturierte-produkte/swissquote-verdiente-bisher-520000-an-swiss-dots/
bitte beachten Sie aber, dass es hier nur um die Kommissionseinahmen (Courtagen) seitens Swissquote geht. Die Zahl sagt nichts darüber aus, was die die Swiss Dots Emittenten UBS und Goldman Sachs verdienen.
[…] UBS Traders Night hat es sogar auf 20min.ch geschafft, , Finanzprodukt.ch berichtete darüber bereits im […]
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