Dezentralized Finance, auch genannt „DeFi“, war in den vergangenen Jahren eines der Hype-Themen im Bereich der Kryptowährungen. Kontrovers, riskant, nicht reguliert und potentiell sehr lukrativ soll der Handel auf den dezentralen Krypto-Plattformen sein.
Was dahinter steckt und wie das Ganze funktioniert, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was genau ist Decentralized Finance?
Eines der Hauptmerkmale von Bitcoin und anderen Kryptowährungen ist ihre Dezentralität. Das Netzwerk von Bitcoin gehört keinem Unternehmen, keiner Institution, keiner Nation und keiner Person. Es existiert allein für und dank der Community, welche das Netzwerk mithilfe der weltweit verteilten Nodes aufbaut und es selbst kontrolliert. Dezentral eben, nicht zentralisiert.
Bitcoin soll lediglich ein Zahlungsnetzwerk für den Austausch von BTC sein. Jedoch hat Ethereum gezeigt, dass Blockchains auch mehr können. Die Erfindung von Vitalik Buterin, bis heute eine Grösse in der Krypto-Community, ermöglicht den Aufbau von Ökosystemen und die Programmierung verschiedenster Anwendungen auf der Grundlage von Smart Contracts und speziellen Tokens.
Mit Ethereum lassen sich eigene Kryptowährungen programmieren, ohne gleich eine eigene Blockchain entwickeln zu müssen. Ethereums Blockchain bleibt dabei die Grundlage und das Layer, auf dem die Transaktionen der jeweiligen Kryptowährungen verarbeitet werden. Smart Contracts hingegen sind digitale, programmierte Verträge, die ihre Vertragsinhalte selbst und ohne menschlichen Einfluss durchführen, unparteiisch und automatisch. Mit der Zeit haben sich weitere Blockchains mit ähnlichen Ansätzen entwickelt, wie Cardano (ADA), Solana (SOL), Polkadot (DOT) oder Avalanche (AVAX).
Wie funktionierten DeFi-Plattformen?
Eine DeFi-Plattform ist eine Handelsplattform auf der Blockchain, welche verschiedene Handelsfunktionen rund um Kryptowährungen anbietet, nicht im Besitz einer zentralen Entität ist und bei der alle Mechanismen über Smart Contracts geregelt werden. Sie stehen allen offen, Anleger müssen nur etwas Startkapital mitbringen.
In den Smart Contracts steht festgeschrieben, welche Handelsinstrumente genutzt werden können, wie genau sie funktionieren und welche Gebühren sowie Konditionen dabei gelten. Sie legen etwa fest, dass Sicherheiten hinterlegt werden müssen und in welcher Höhe. Zudem regeln sie, wann sich diese Sicherheiten wieder abheben lassen und prüfen, welche Bedingungen dafür erfüllt werden müssen. Das geschieht automatisch gemäss der Programmierung, was Vertrauen schaffen soll, da sich dieses System nicht von Menschen manipulieren lässt.
Gehandelt werden auf den DeFi-Plattformen in erster Linie Kryptowährungen. Auf DeFi-Plattformen, die auf Ethereum basieren, sind das dann Ethereum Tokens und andere Kryptowährungen auf dem Token-Standard von Ethereum. Um zu starten, müssen Sie also erst einmal Ethereum kaufen und diese eventuell in andere Tokens umwandeln. Dieselbe Blockchain ist es auch, welche die Transaktionen aufzeichnet und verarbeitet. In der Regel ist das beim Decenetralized Finance der Konsensmechanismus Proof of Stake. Nach dem Merge zählt auch Ethereum zu den Proof of Stake Kryptowährungen und ist deswegen nicht auf das rechen- und energieintensive Mining angewiesen. Decenetralized Finance der Konsensmechanismus Proof of Stake. Nach dem Merge zählt auch Ethereum zu den Proof of Stake Kryptowährungen und ist deswegen nicht auf das rechen- und energieintensive Mining angewiesen.
Die Entstehungsgeschichte von DeFi
Angefangen hatte alles mit dem MakerDAO. „DAO“ steht für „Decentralized Autonomous Organization“. Beim MakerDAO handelt es sich um eine unabhängige Gruppe, welche ETH sammelt und diese in Projekte investiert. Mitglieder können darüber abstimmen, wofür sie das Geld einsetzen wollen. Wie üblich bei den Kryptowährungen läuft alles dezentral ohne Intermediäre ab. MakerDAO liess sich auch dafür verwenden, um eine Sicherheit in Form von Kryptowährungen zu hinterlegen und somit ein Darlehen aufzunehmen.
MakerDAO ging im Jahr 2015 online. Ein Jahr später entstand EtherDelta, eine dezentrale Handelsplattform auf der Grundlage von Smart Contracts, jedoch mit traditionellen Orderbüchern. Im Grunde war EtherDelta die erste „Decentralized Exchange“, eine dezentrale Handelsplattform ohne zentrale Instanz oder Unternehmen dahinter. Wirklich populär wurden die DEX erst mit Blockchain-Handelsplattformen wie Uniswap, ParaSwap, SushiSwap, Curve.fi oder Bancor.
Auch das Krypto-Lending wurde um 2020 herum immer beliebter. Sogenannte „Lending-Protokolle“ wie Aave (AAVE), Maker (DAO) und Compound (COMP) ermöglichen unkomplizierte und schnelle Krypto-Kredite. Kredite sind weiterhin ein wichtiges Werkzeug, damit die Decentralized Exchanges überhaupt funktionieren. Die Trader selbst müssen ihre eigene Liquidität mitbringen, andernfalls gibt es nichts zu traden.
Welche Arten von Decentralized Finance gibt es?
Doch wie genau verdient man auf diesen Decentralized Exchanges nun sein Geld? Wichtig zu wissen ist, dass Sie hier primär Kryptowährungen handeln, Tokens miteinander tauschen und auch verdienen. Einen Gewinn im eigentlichen Sinne erzielen Sie erst, wenn Sie diese in Euro, US-Dollar, Schweizer Franken oder eine andere Fiatwährung wechseln. Zunächst landen die Tokens in Ihrer Wallet (etwa MetaMask), von wo Sie diese abziehen und auf eine Exchange bringen müssen. Hier können Sie sie verkaufen.
Lending: Lending-Protokolle stellen die ersten Varianten von Decentralized Finance dar. Die DeFi-Plattformen fungieren als Kreditgeber, den Ablauf regeln die Smart Contracts. Trader hinterlegen eine Sicherheit und leihen sich dafür Kryptowährungen, um diese an anderer Stelle gewinnbringend zu verkaufen. Die Lender, die Verleiher, erhalten eine Rendite darauf, Liquidität bereitzustellen.
Swaps: Plattformen wie Uniswap ermöglichen den unkomplizierten und günstigen Tausch von einer Kryptowährung in eine andere. Der Trader will sich damit die Unterschiede beim Preis zunutze machen und die getauschte Kryptowährung auf einer anderen Handelsplattform gewinnbringend verkaufen. Aufgrund der sehr volatilen Krypto-Kurse muss das schnell gehen und die Gebühren müssen niedrig sein.
Synthetische Derivate: Auf den DEX stoßen Sie schnell auf „Wrapped Bitcoin“ (WBTC) sowie „Wrapped Ethereum“ (WETH). Hierbei handelt es sich um „synthetische Assets“. Das sind Tokens, welche mit einem anderen Assets hinterlegt sind. Sie lassen sich stellvertretend für Bitcoin oder Ethereum handeln und sind (idealerweise) an deren Preis gebunden. Mit der Zeit haben sich weitere synthetische Assets gebildet, wie synthetische US-Dollar, Aktien, ETFs und andere Derivate. Synthetix ist eine grosse Handelsplattform für solche Assets.
Yield Farming: Das Yield Farming beschreibt eine Reihe von verschiedenen Handelsinstrumenten. Der Trader zahlt eine Summe ein und die DEX investiert diese dann in mehrere Anlagen auf unterschiedlichen Plattformen. Die Renditen können beim Yield Farming ebenso hoch sein wie die Risiken.
DeFi Insurance: Der Bereich der DeFi-Versicherungen hat sich aufgrund der hohen Risiken herausgebildet. Trader hinterlegen eine Versicherungssumme als Liquidität, während die Versicherungsnehmer regelmässig einen Betrag zahlen.
Vorteile und Risiken des DeFi
DeFi verspricht schnelle, unkomplizierte Trades von Kryptowährungen zu niedrigen Gebühren. Dabei sind die Plattformen nicht an die Regularien, Vorschriften und Gesetze der Behörden gebunden. Sie bieten Freiheit und neue Handelsinstrumente. Diese Freiheit geht mit einem erhöhten Risiko einher. Nicht nur wegen der berühmten Volatilität der Kryptowährungen müssen sich Trader auf einiges gefasst machen. Die DeFi-Plattformen sind letztlich nur so sicher, wie sie programmiert sind. Hacks und Exploits sind zwar nicht an der Tagesordnung, stellen jedoch eine Gefahr dar. Zudem sind die DeFi-Plattformen auf die Liquidität der Trader angewiesen. Wenn diese ihre Gelder abziehen, bricht das Kartenhaus in sich zusammen.
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